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Ein Gespräch mit Stefan Aerni, Quality Manager im The Dolder Grand und Mitglied & Verwaltungsratpräsident der Responsible Hotels of Switzerland
Luxus trifft Verantwortung: Stefan Aerni arbeitet in einem der prestigeträchtigsten Hotels der Schweiz - und plädiert zugleich für bewusstes, zunftfähiges Reisen. Ein Interview über Barfussmomente, CO2-Dilemmata und die Frage, warum Nachhaltigkeit unsere Lebensqualität steigern kann.
1. Barfussmomente - Sehnsucht nach Bodenhaftung
Frage: "Stefan, du arbeitest im Luxussegment. Wann warst du zuletzt barfuss auf einer Wiese?"
Stefan Aerni: "Das ist tatsächlich schon etwas länger her. Zu Hause laufe ich oft barfuss, aber draussen zuletzt an einem Strand an der ligurischen Küste - letzten Sommer."
2. CO2, Innovation & Reiseglück
Frage: "Die Reisebranche steht wegen ihrer CO2-Bilanz in der Kritik. Wie gehst Du - als überzeugter Nachhaltigkeitsmensch - mit diesem Widerspruch um?"
Stefan Aerni: "Die Branche steht mitten im Spannungsfeld zwischen Sehnsucht und Verantwortung. Verzicht allein bringt uns nicht weiter – aber auch grenzenloses 'Weiter so' ist keine Option.
Ich glaube an Innovation, Kooperation statt Schuldzuweisung und daran, dass Reisen besonders wertvoll ist, wenn es bewusst geschieht. Tourismus kann in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit Positives bewirken: ökologisch (Naturschutzgebiete, Eco-Tourism), sozial (Beschäftigung, Bildung) und ökonomisch.“
3. Was ihn an der Debatte nervt
Frage: "Gibt es etwas, das dich an den Diskussionen rund um Nachhaltigkeit stört?"
Stefan Aerni: "Ja. Wenn Nachhaltigkeit politisiert und als ‘links-rotes Zeugs’ abgetan wird. Wir brauchen mehr Dialog statt Dogma – eine Debatte, die Menschen mitnimmt. Klimawandel betrifft uns alle, unabhängig von der politischen Haltung.“
4. Seine privaten Kraftorte
Frage: "Wenn mach dich nicht im Dolder Grand findet - wo entspannst du dich?"
Stefan Aerni: "Entweder daheim, bei einem Spaziergang im Wald oder bei einem Abendessen mit Freunden.“
"Stell dir Nachhaltigkeit nicht als Bremse vor, sondern als Kompass."
5. Mit Sinn für das Schöne
Frage: „Wie erklärst du, dass Nachhaltigkeit nichts mit Verzicht zu tun hat, sondern mit Lebensqualität?“
Stefan Aerni: "Stell dir Nachhaltigkeit nicht als Bremse vor, sondern als Kompass. Es geht nicht darum, auf alles Schöne zu verzichten – sondern das Schöne bewusster zu wählen. Weniger, aber besser. Regional statt beliebig. Qualität statt Überfluss. Ein gutes Essen mit saisonalen Zutaten, ein Produkt, das lange hält, oder eine Reise, die dich wirklich berührt – all das steigert echte Lebensqualität. Nachhaltigkeit ist kein ‘Nein’, sondern ein sehr bewusstes ‘Ja’.“
6. Responsible Hotels of Switzerland - Mehr als ein Label
Frage: „Was begeistert dich an den Responsible Hotels of Switzerland jenseits von Labels?“
Stefan Aerni: "Die Menschen, ihre Überzeugung und die Tatsache, dass sie keine Pflicht erfüllen, sondern ein Versprechen geben. Der Austausch im Netzwerk hat enormen Mehrwert: Herz, Haltung und Erfahrung treffen hier zusammen.“
"Nachhaltigkeit hat nichts mit Quadratmetern zu tun, sondern mit Haltung, wie man damit umgeht."
7. Respekt für kleine Häuser
Frage: „Im Dolder Grand hast du (fast) alle Möglichkeiten. Was beeindruckt dich an kleinen Hotels im Wallis oder Thurgau?“
Stefan Aerni: "Auch im Dolder habe ich nicht alle Möglichkeiten. Aber bei kleinen Häusern beeindrucken mich Echtheit, Passion und Mut, mit wenig viel zu erreichen. Nachhaltigkeit hat nichts mit Quadratmetern zu tun, sondern mit Haltung, wie man damit umgeht."
8. Glück in einem Satz
Frage: „Vervollständige bitte: Glück ist für mich …“
Stefan Aerni: "Gesundheit – und das Glück, in der Schweiz geboren worden zu sein.“
Sidebar: Stefan Aerni in fünf Sätzen
Liebster Frühstücksort: "Zu Hause oder in einem schönen Hotel."
Nachhaltigstes Laster: "Ich habe nur unnachhaltige Laster."
Reiseglücksmoment: "Das simple 'sein' in meiner Lieblingsstadt Rio de Janeiro"
Meistbenutzter Gegenstand: "Mein Smartphone"
Fazit
Stefan Aerni zeigt, dass Luxus und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sein müssen. Wer mit Kompass statt Bremse reist, entdeckt mehr Qualität - und vielleicht sogar das Glück, barfuss über eine sommerwarme Wiese zu laufen.

President, Quality & Sustainability Manager